Windenergieanlagen (WEA) im Wald

Schutzgemeinschaft Deutscher Wald SDW fordert immer auch Alternativen-Prüfung zu geplanten Windkraftstandorten im Wald (4/2019)

Resolution der Delegiertenversammlung 2019 der SDW Hessen zur Forderung des Bundesverbandes Windenergie

Die SDW kritisiert den vom Bundesverband Windenergie betriebene Vorstoß, „intensiv genutzte Forstwälder“ für die Windenergie zu erschließen. Dies hatte der Lobbyverband der Windenergie in einer Presseverlautbarung am 22. Februar 2019 mitgeteilt.

Die SDW verweist darauf, dass Wälder in Deutschland grundsätzlich nicht intensiv genutzt werden. Während die Landwirtschaft jedes Jahr ihre Flächen vollflächig bewirtschaftet, (Düngen, Bodenbearbeitung, Aussaat, Pflanzenschutzmittelausbringung, Ernte etc.) und das mit z.T. vollflächigem Befahren, werden Waldflächen allenfalls alle 5 bis 10 Jahre erneut aufgesucht. Und auch dann findet keine Bodenbearbeitung statt und z.T. werden jeweils auch nur einzelne Bäume entnommen. Das gilt für Nadelholz betonte Wälder ebenso wie für die Laubwaldgesellschaften.

Die SDW kritisiert daher diese einseitige Ausrichtung der Argumentation, den Lebens- und Erholungsraum Wald als Schwerpunktstandort für Windenergieanagen vorzusehen. Die anerkannte Naturschutzvereinigung fordert stattdessen eine Alternativen-Prüfung für jeden einzelnen Standort, die insbesondere auch die Errichtung geplanter Anlagen außerhalb des Waldes einbezieht.

Wälder stellen in Deutschland den mit Abstand naturnahesten Lebensraum dar. Das gilt insbesondere für Hessen, ein Bundesland, das nach der letzten Bundeswaldinventur über ausgesprochen naturnahe Wälder verfügt. Der Lebensraum Wald hat daher unabhängig von der Art der jeweiligen Vegetation immer eine so hohe ökologische Wertigkeit, dass in fast allen Fällen die alternative Errichtung in der Feldflur geringere Auswirkungen auf den Naturraum hat. Der Flächenverbrauch in der Feldflur ist geringer, weil die Wegedichte nicht nur größer, sondern die Wege auch für schwerere technische Maschinen bereits ausgebaut sind. Im Wald müssen nach eigenen Angaben des Bundesverbandes Windenergie zwischen 0,9 und 1,4 Hektar Wald für die Anlagenfläche sowie Kranstellflächen und Zuwege gerodet werden. Im freien Feld entfallen diese Eingriffe fast vollständig, weil kein Gefahrenbereich für möglicherweise auf die Anlage stürzende Bäume frei gehalten werden muss. Auch können fast alle anderen Flächen direkt nach dem Bau der Anlage wieder unter den Pflug genommen werden.

Zudem ist die Biodiversität im Wald deutlich höher als auf der intensiv landwirtschaftlich bewirtschafteten Fläche. Besonders Fledermäuse, zahlreiche Vogelarten, Insekten und auch Säugetiere, die aus der Landwirtschaftsfläche längst verschwunden sind, haben im Wald ihren Lebens- und Nahrungsraum.

Zudem geht mit dem Verlust der Waldfläche auch die Klimaschutzfunktion des Waldes verloren. Zwischen 6 und 10 Tonnen Kohlenstoff speichert jeder Hektar Wald in Hessen im Jahr. Geht dieser Wald verloren, kann an dieser Stelle auch kein Kohlenstoff mehr gespeichert werden. Leider wird in Hessen für WEA gerodeter Wald - unserer Beobachtung nach - nicht vollständig, sprich 1: 1 wieder aufgeforstet.

Störungen gibt es beim Bau von WEA auch im Bereich des Grundwasserleiters im Wald. Die riesigen Fundamente wirken als Staukörper und können so sie Wuchsbedingungen der ringsum liegenden Wälder verändern. Zudem bedeutet dies oft auch eine Beeinträchtigung der Grundwasserneubildung. In fast jeder WEA befinden sich Gefahrenstoffe (wie Getriebeöle und Kühlflüssigkeiten) die im Havariefall im Wald sehr viel gravierender auf Mensch und Umwelt wirken können.

Aus Sicht der SDW sind dies zahlreiche Gründe den Ausbau der Windenergie vor allem außerhalb des Waldes vorzunehmen und den Wald vor derartigen gravierenden Eingriffen zu schonen.
Von der Landesdelegiertenversammlung der SDW Hessen am 07.04.2019 einstimmig beschlossen.

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