Das Thema Flächenstilllegungen im Wald beschäftigen Waldfreunde seit geraumer Zeit. Wird diese Diskussion doch von der Annahme bestimmt, dass der Wald der Beste ist, in dem sich der Mensch aus allem raushält und der somit nicht gepflegt oder bewirtschaftet wird. Es wird dabei vergessen, dass auch der Wald in Deutschland ein Teil unserer Kulturlandschaft und das Ergebnis jahrhunderter langer Forstwirtschaft ist. Noch vor dreihundert Jahren waren unsere Wälder extrem geplündert und nicht vergleichbar mit den sehr naturnahen Waldstrukturen von heute. Heute haben wir einen sehr baumartenreichen Wald, der zwar oft nicht der potentiell natürlichen Vegetation entspricht (diese bestände zu mehr als 95% Buche), aber dadurch für eine sehr große Biodiversität sorgt. Diese Vielfalt ist ein Nebeneffekt menschlichen Handelns.
Die SDW hält daher und aus anderen Gründen die Stilllegung von 10% des Hessischen Staatswaldes für kritisch. Ziel sollte es aus Sicht der anerkannten Naturschutzvereinigung auch weiterhin sein, den integrativen Naturschutzansatz (möglichst viel Naturschutz auf gesamter Fläche mit einem sinnvollen fachlich begründeten Konzept wie der „Naturschutzleitlinie für den hessischen Staatswald“) weiter zu verfolgen. Inselartige Großschutzgebiete von 500-1000 Hektar sorgen für eine Verinselung von Populationen und stehen der erfolgreichen Strategie der Lebensraumvernetzung (§ 21 Bundesnaturschutzgesetz: Biotopverbund, Biotopvernetzung) entgegen. Die SDW setzt sich daher dafür ein, dass im bewirtschafteten Wald statt weniger weit entfernter Großschutzgebiete lieber eine Vielzahl größerer und kleinerer hochwertiger Biotopstrukturen erhalten und gefördert (somit nicht befördert) werden und die bewirtschaftete Fläche mäßig, regelmäßig und unter Beachtung seiner Bedeutung für den Natur- und Artenschutz gepflegt wird. Die Naturschutzleitlinie muss hierfür auf Grund der Erfahrungen des letzten Jahrzehnts weiter entwickelt werden und sollte auch in den kommunalen und privaten Wäldern seine Anwendung finden.
pdf-Download:
Wald und Klimaschutz – Faktenpapier 11-2018
Waldbewirtschaftung und Biodiversität: Vielfalt ist gefragt 07-2017
Klimaschutzgutachten Wissenschaftlicher Beirat 11-2016