Stadtbäume haben kein leichtes Leben. Sie kämpfen mit den Schadstoffen aus der Luft, mit zu kleinen Pflanzflächen mit wenig Raum für Wurzeln, mit Salzeinsatz im Winter und mit Verletzungen durch Bauarbeiten oder Unfälle. Das macht sie auch anfälliger für Schädlinge wie Kastanienminiermotte und Pilz- und Bakterienerkrankungen.
Die Bäume sind nicht nur ein ästhetischer Gewinn in den dichtbesidelten Städten. Ein ausgewachsener Laubbaum verdunstet an einem heißen Sommertag bis zu 400 Liter Wasser und kühlt somit seine Umgebung ab. Außerdem sind sie effektive Schattenspender: Mit gerade einmal 15 Metern Kronendurchmesser schafft es ein einziger Laubbaum, eine Fläche von 160 m² mit seinem Schatten zu kühlen. Eine 100-jährige Buche bindet eine Tonne Staub im Jahr. Bäume sind auch ein wichtiger Lebensraum für Tiere und Insekten.
77,7 Prozent der Deutschen leben 2022 in Städten (statista). In Zeiten des Klimawandels mit steigender Hitzebelastung in den Stadtzentren sind Stadtbäume und innerstädtische Grünflächen als natürliche Klimaanlagen noch wichtiger für die Bevölkerung.
Die SDW bittet deshalb die Stadtbevölkerung, gerade in Zeiten längerer Hitzeperioden, einige Eimer Wasser zu spendieren. Oft kommen die Stadtwerke mit der Wässerung nicht nach. Besonders wichtig ist das Gießen bei jüngeren Bäumen, die noch nicht viel Wurzelwerk ausbilden konnten.
Die Bäume in der Stadt stehen immer stärker unter Wärme- und Trockenstress, auch weil die Temperaturen in der Stadt zwischen fünf bis acht Grad höher sind als im Wald. Da der Baum dadurch mehr verdunstet, aber durch die Bodenversiegelung nicht mehr Wasser bekommt, hat er Trockenstress. Dazu kommen extrem dichter Boden, der keinen Platz für ein großes Wurzelwerk lässt sowie neue Schädlinge durch den Klimawandel. An den Straßen werden Bäume oft nur 60 Jahre bis 80 Jahre alt, in Parkanlagen werden auch 200 Jahre erreicht.
In deutschen Städten sind die folgenden fünf Baumarten am häugigsten anzutreffen:
Linden machen als Straßenbäume in Deutschland ein Viertel aus und prägen somit das Bild vieler Städte. Auch der Ahorn ist mit rund 15 Prozent ein in Städten häufig anzutreffender Baum. Diesem folgen Eichen mit neun Prozent Anteil an den Stadtbäumen Deutschlands, Platanen mit sechs Prozent sowie Rosskastanien mit vier Prozent.
Die Pflegeintervalle der Bäume verlängern sich mit fortschreitendem Alter der Pflanzen. Jungbäume müssen alle drei bis fünf, ältere Exemplare nur etwa alle acht bis zehn Jahre sorgfältig geschnitten werden. Der Mittelwert für die Kosten der Pflege jedes Baumes beträgt dabei rund 50 Euro pro Jahr.
Fachleute favorisieren für die Zukunft aufgrund der extremeren Klimabedingungen auch bisher nicht häufig gepflanzte Baumarten. Erste Untersuchungen zeigen, dass sie auch in der Lage sind, der einheimischen Insektenwelt ein Zuhause zu geben.
Für Neuanpflanzungen stehen folgende Baumarten zur Verfügung: Amberbaum, Baumhasel, Baummagnolie, Blumenesche, Buche, Edelkastanie, Eiche, Feldahorn, Ginkgo, Gleditschie, Hainbuche, Hopfenbuche, Japanische Zelkove, Judasbaum, Lederhülsenbaum, Linde, Schnurbaum, Tulpenbaum, Zierapfel oder Zierkirsche.
Berlin hat aktuell 430.000 Straßenbäume, davon 35 Prozent Linden, 20 Prozent Ahorne, 9 Prozent Eichen und 6 Prozent Platanen. Aufgrund mehrerer extremer Wetterereignisse (Sturm, Trockenheit) nimmt der Bestand seit 2017 ab. (2022, berlin.de)
Hamburg hat fast 250.000 Stadtbäume. Die häufigste Gattung ist die Linde, dicht gefolgt von der Eiche. Gemeinsam machen beide Gattungen mit über 100.000 Bäumen rund 45 Prozent des Straßenbaumbestands aus. (2023, hamburg.de)