Schutzgemeinschaft Deutscher Wald fordert intelligentere Initiativen zum Trinkwassersparen, zur Grundwasseranreicherung und zum Hochwasserschutz.
„Der Wasserverbrauch ist zu hoch – er muss deutlich reduziert werden,“ meint Bernhard Klug, Hessischer Landesvorsitzender der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, anlässlich des Aktions-tages. „Während der Verbrauch pro Kopf der Bevölkerung im Bereich der OVAG (Oberhessische Versorgungsbetriebe) bei knapp über 100 Litern liegt, verbrauchen die Menschen in Frankfurt über 50% mehr, nämlich 152 Liter pro Person (Zahlen aus 2020). Es muss mehr Wasser gespart werden,“ fordert der Vorsitzende des anerkannten Naturschutzverbandes.
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Neben einer deutlichen Reduzierung des Wasserverbrauchs im Haushalt fordert die SDW die Pflicht zum Einbau von Brauchwassersystemen in Neubauten und bei Renovierungen, verbunden mit der Auflage zum Bau von Zisternen im privaten, industriellen wie auch öffentlichen Bereich. Aber auch in öffentlichen Anlagen und Gärten soll kein wertvolles Trinkwasser aus dem Vogelsberg und den anderen Beschaffungsregionen mehr verschwendet werden. Der Verband fordert auch, dass die Verbrauchsregionen verstärkt wieder das Wasser aus ihrem eigenen Bereich fördern und das Wasser nicht über 100 Kilometer in den Ballungsraum pumpen. „Der vor mehr als zwei Jahrzehnten abgeschaffte Wassercent muss wieder her. Wir müssen auch darüber nachdenken ob Wasser, was einen langen Weg transportiert wird, mit einer besonderen Abgabe versehen wird.“ Beide Vorschläge fließen für die SDW in die Forderung ein, für einen hohen Wasserverbrauch auch einen höheren Preis zu fordern. „Wasser ist ein knappes Gut, das müssen wir alle beginnen zu verstehen. Und wenn etwas knapper wird, wird es auch kostbarer, das muss sich im Preis niederschlagen“, so Bernhard Klug. „Es braucht einen verbrauchsabhängigen Wasserpreis“.
Aus der Praxis ergeben sich zusätzliche Forderungen an Kommunen, Land und Bund:
- Die Wasserbeschaffung sollte - wie in anderen Bundesländern - auch auf Trinkwassergewinnung aus Uferfiltrat des Rheins und des Mains erfolgen, wie beispielsweis in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westphalen. In Hessen wird derzeit nur sehr wenig Wasser aus Uferfiltrat (nicht mal 1 Prozent / Quelle: Statistisches Landesamt) gewonnen.
- In den Beschaffungsregionen braucht es ein Monitoring, dass den Naturraum besser überwacht, und aus dem heraus dann umgehend reagiert werden kann. Im Hessischen Ried hat die Wassergewinnung durch HessenWasser ein flächiges Waldsterben auf über 13.000 Hektar Wald verursacht. Eine Anpassung der Entnahme erfolgte bis heute nicht.
- Städte und Gemeinden sollen sogenannte „Wasserampeln“ auf ihren Internetseiten einrichten, mit denen die Kommunen den Bürgern leicht verständlich darstellen, ob ein Wassernotstand droht. Einige Städte haben dieses Informationsinstrument bereits eingeführt, wie beispielsweise Oberursel. Bürger werden somit angehalten, von sich aus Wasser zu sparen.
- In diesem Zusammenhang sollte aber auch die Gesetzeslage dahingehend angepasst werden, dass Kommunen einen großen Wasserverbrauch durch Bürger und Unternehmen in Krisenzeiten einschränken können, wie beispielsweise für das Befüllen von Pools und Besprengen von Rasenflächen.
- Bisher ist das Anlegen von privaten Brunnen mit einer Fördermenge von 3.600 m³ pro Jahr erlaubt und muss lediglich der Unteren Wasserbehörde angezeigt werden. Hier erwartet die SDW eine Änderung des Wassergesetzes, damit Grundwasserstände stabilisiert werden und keine Verschwendung der wertvollen Ressource mehr erfolgt.
- Initiativen von Städten zur Umsetzung sogenannter Schwammstadtkonzepte müssen stärker finanziell unterstützt werden. Schwammstädte entsiegeln Oberflächen und sorgen für die stärkere Aufnahme von Wasser bei Regenereignissen, insbesondere bei Unwettern. In Schwammstädten wird das Wasser am Ort des Niederschlags gespeichert und nicht in Abwasserkanälen, Gräben, Bächen und Flüssen abgeführt.
- Auch bereits in den Oberläufen der Vorfluter im Wald und Feld soll Wasser zurück gehalten und in Sickermulden und Teichen aufgefangen werden. Diese sehr simplen Maßnahmen haben in Summe oft eine nicht zu unterschätzende Wirkung im Hochwasserschutz und der Grundwasseranreicherung. Sie werden aber vom Land bisher nicht gefördert. Daher wäre ein „Förderprogramm Grundwasseranreicherung“ sinnvoll.
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Christoph von Eisenhart Rothe (Landesgeschäftsführer)
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