Schutzgemeinschaft Deutscher Wald sieht massive Gefährdung der heimischen Waldökosysteme durch den Klimawandel und fordert stärkere Anstrengungen zum Schutz der Wälder
Am heutigen Freitag gab Staatsministerin Priska Hinz im Forstamt Beerfelden den Waldzustandsbericht 2022 bekannt. Wie zu erwarten geht es dem Wald in Hessen nach dem erneuten Extremsommer (vier Extremsommer in nur fünf aufeinander folgenden Kalenderjahren) extrem schlecht. In vielen Regionen fiel der Sommerniederschlag fast vollständig aus, so dass die Vegetation zwischen April und Mitte September unter massiven Wassermangel litt. Eine europaweite, historische Dürre war die Folge.
Nachdem in den vergangenen Jahren vor allem die Sterblichkeit bei der Fichte beherrschendes Thema bei der Waldzustandserhebung war, geht es nun der Buche an den Kragen. Ihr Gesundheitszustand hat sich im Jahr 2022 erneut deutlich verschlechtert, was deshalb von außerordentlich großer Bedeutung ist, weil die Buche die typische und natürliche Waldbaumart für Hessen ist. „Ohne das Wirken des Menschen wäre Hessen zu 95% mit Buchenwäldern bewachsen. Die Buche leidet neben der Trockenheit vor allem an der extremen Hitze bei Temperaturen um die 40 Grad, was in diesem Sommer leider keine Seltenheit war“, so Christoph von Eisenhart Rothe, Landesgeschäftsführer der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald in Hessen. „Der Klimawandel ist somit nicht nur in den Mensch gemachten Forsten, sondern auch in den natürlichen Waldgesellschaften angekommen. Von der Baumart Buche sind aber viele Tier- und Pflanzenarten abhängig, für die wir in Hessen besondere Verantwortung haben. Stirbt die Buche nun weiter großflächig ab, bekommen wir einen massiven Schub beim Artensterben“, so der Forstwissenschaftler. „Alleine 30 Käfer- und 70 Schmetterlingsarten leben an der Buche. Es tritt also das ein, was Klimaforscher immer angekündigt haben: Der Klimawandel führt zu einem massiven Artensterben – nicht nur fern ab in den Tropen, nein direkt vor unserer Haustür hier in Hessen“.
Die SDW fordert daher von der hessischen Landesregierung, den Schutz der heimischen Wälder deutlich zu verstärken:
- Große zusammenhängende Waldgebiete müssen geschlossen bleiben und dürfen nicht durch Infrastrukturlinien wie Bahntrassen und Autobahnen aber auch Windparks zerschnitten werden.
- Die anerkannte Naturschutzvereinigung fordert endlich die Förderung von Wasser aus den Wäldern insbesondere im Hessischen Ried, im Vogelsberg, Burgwald und Spessart zu reduzieren und die Trinkwasserversorgung auf Uferfiltrat umzustellen. Auch müssen Wassersparmaßnahmen zur Pflicht werden und die Versiegelung von Flächen rückgängig gemacht werden.
- Von weiteren Flächenstilllegungen im Wald hält der Waldschutzverband wenig und regt an, durch den Klimawandel aufbrechende Lücken in alten Buchenbeständen mit klimastabilen Waldbaumarten auszupflanzen, um die Bestände dicht und geschlossen zu halten.
- Die SDW drängt auf den Ausbau erneuerbarer Energien außerhalb des Waldes. Sie sieht das Potential an Solaranlagen auf Dächern und Brachflächen noch lange nicht ausgenutzt und verweist aus die Möglichkeit Windenergieanlagen auf landwirtschaftlichen Flächen unter Beachtung des europäischen Naturschutzrechts zu errichten.
- Insgesamt müssen alle Anstrengungen intensiviert werden, die für eine Reduktion des weltweiten CO2-Ausstoßes sorgen. Jeder ist hier nach Ansicht der SDW gefragt und dürfe nicht mit dem Finger auf andere Emittenten zeigen.
Download Pressemitteilung Waldzustandsbericht: Nach dem Fichten- nun das Buchensterben! (pdf)
Weitere Fragen beantwortet:
Christoph von Eisenhart Rothe
Landesgeschäftsführer der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald – LV Hessen e.V.
Telefon: 01 75-20 74 540