PM: Waldbrände gefährden unsere Wälder

Als vor einem Jahr (am 12. Juni 2023) der Wald am Altkönig im Taunus in Flammen stand, konnte das die gesamte Rhein-Main-Ebene von weit her sehen. Rund 40.000 Quadratmeter eines durch die Dürre der Vorjahre abgestorbenen Fichtenbestandes an der Westseite des Frankfurter Hausberges gingen in Rauch auf. Drei Tage lang waren rund 500 Einsatzkräfte von Feuerwehr, THW, DRK, Bergwacht, Polizei und HessenForst im Einsatz, bis schließlich der Kreisbrandinspektor des Hochtaunuskreises Carsten Lauer „Feuer aus“ vermelden konnte.

Nach den durch den Klimawandel bedingten Dürrejahren 2018 bis 2022 liegen rund zehn Prozent der hessischen Waldfläche kahl. Äste, unverwertbares Holz und Baumkronen verblieben auf den Flächen und sind eine große Brandlast (Menge brennbaren Materials), andererseits aber auch ökologisch wertvolles Totholz. So lange diese dünnen und dicken Hölzer nicht vermodert sind, bleibt die Gefahr von Waldbränden auf derartigen Flächen hoch. „Zwar ist durch den sehr nassen Winter und das überdurchschnittlich regenreiche Frühjahr in diesem Jahr nicht mit großen Bränden zu rechnen, aber im nächsten Jahr kann es schon sehr schnell wieder gefährlicher sein“, meint dazu Bernhard Klug, Landesvorsitzender der SDW Hessen e.V.. „Waldbesitzer und Rettungskräfte müssen zukünftig mit mehr Waldbränden rechnen. Wir appellieren daher insbesondere an die Forstbehörden, Waldbesitzer und Feuerwehren sich auszutauschen und Waldbrände zu üben. Es ist elementar wichtig, dass man sich kennt, aber auch weiß welche Forstwege mit Feuerwehrfahrzeugen befahren werden können, wo das Wasser her kommt und wie eine flächige Brandbekämpfung organisiert werden kann,“ appelliert Klug. Die Wälder werden sich nach Auffassung der Forstwissenschaft und auch der SDW grundlegend verändern. Baumarten wie die Fichte und die Kiefer, die deutlich schneller brennen als beispielsweise Buche und Eiche, werden höchstens noch in artenreichen Mischbeständen aufwachsen können. Nadelholzreinbestände sind nicht nur ökologisch minderwertiger, sie sind auch deutlich brennbarer als heimische Laubwälder.

Unlängst hatte die SDW in der Stadthalle Kronberg eine Fachtagung für Forstleute und Rettungskräfte veranstaltet zu der 145 Teilnehmer gekommen waren. Diese Veranstaltung führte der Waldschutzverband auch als Dank für die vielen ehrenamtlichen Helfer durch. Als Ergebnis aus der Tagung hat die SDW folgende zwölf Forderungen formuliert:

1. Rettungskräfte und im Wald Arbeitende müssen sich bereits vor einem Brandereignis kennen.
2. Feuerwehrleute brauchen umfangreiche Fortbildungen zum Brandverhalten von Wäldern.
3. Regelmäßige Waldbrandübungen fördern die Kenntnisse über das Löschen von Flächenbränden und die Organisation von Einsätzen.
4. Regelmäßige Bewegungsfahrten mit Feuerwehrfahrzeugen im Wald erhöhen die Ortskenntnis für den Einsatzfall.
5. Forst und Rettungskräfte brauchen die gleiche Funkfrequenz zu eindeutigeren Verständigung im Gelände.
6. Die Feuerwehren brauchen digitale Waldkarten mit einer eindeutigen Identifizierung von Wegen, Gewässern und Waldbeständen. Diese Karten müssen auch offline nutzbar sein.
7. Die Feuerwehren benötigen geländegängige, wassertransportierende Fahrzeuge und leichte für den Waldbrand geeignete Schutzausrüstungen.
8. Die Öffentlichkeit muss besser über Waldbrandgefahren und deren Vermeidung aufgeklärt werden. Im Rahmen der von der SDW betriebene Waldpädagogik werden bereits junge Menschen über Waldbrandgefahren aufgeklärt.
9. Reine Nadelholzbestände müssen zu artenreichen Mischbeständen umgebaut werden. Wiederaufforstungen müssen zum ganz überwiegenden Teil aus klimaresistenten – in erster Linie Laubbäumen - bestehen. Es sind vor allem Nadelbäume die bei Waldbränden eine Gefahr darstellen.
10. In besonders waldbrandgefährdeten Wäldern muss brandtaugliches Material wie Äste und Stämme entlang von Wegen entfernt werden, um ein Überspringen von Bränden zu vermeiden.
11. Regen, insbesondere von Starkregenereignissen, muss verstärkt im Wald zurück gehalten werden, um die Feuchtigkeit in den Waldbeständen zu halten, den Grundwasserspiegel anzureichern und Löschwasserteiche aufzufüllen.
12. Es braucht eine Intensivierung der Waldbrandforschung und ein Monitoring auf ehemaligen Waldbrandflächen, um die Wiederbewaldung der zerstörten Waldflächen optimal wissenschaftlich begleiten und unterstützen zu können.

Für Rückfragen wenden Sie sich bitte an:
Christoph von Eisenhart Rothe (Assessor des Höheren Forstdienstes)
Landesgeschäftsführer der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald - Landesverband Hessen e.V.
ch.v.eisenhart@sdwhessen.de
Telefon: 01 75-20 74 540

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