In der aktuellen Plenarwoche beabsichtigt die Hessische Landesregierung den Landtag über ein dreijähriges Moratorium der FSC-Zertifizierung des Staatswaldes abstimmen zu lassen. Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) – Landesverband Hessen e.V. kann dieses Vorgehen nach fast 10 Jahren FSC-Zertifizierung durchaus nachvollziehen. Die anerkannte Naturschutzvereinigung ist der Auffassung, dass die von FSC beschriebene Vorgaben in Hessen bereits größtenteils umgesetzt wurden und das hessische Waldgesetz, die Richtlinie zur Bewirtschaftung des Hessischen Staatswaldes (RiBeS), die Naturschutzleitlinie für den Hessischen Staatswald sowie die weiter fort bestehende Zertifizierung durch PEFC (Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes) sehr hohe Standards setzt. Nach Meinung der SDW kann somit der Wald weiter auf einem hohen naturschutzfachlichen wie forstwirtschaftlichen Niveau bewirtschaftetet werden, so denn die Standards nicht aufgegeben werden. „Insbesondere für den Schutz der Waldbestände, des Waldbodens und des Wassers haben wir auf wissenschaftlicher Grundlage eine gute fachliche Praxis erreicht, die als Mindeststandard gelten muss, ob mit oder ohne FSC“, betont Bernhard Klug, Landesvorsitzender der SDW Hessen die Errungenschaften der letzten Jahre.
Die SDW ist bereits seit der Einführung der FSC-Zertifizierung der Auffassung, dass die unterschiedlichen Standards in den verschiedenen Staaten zu einem Ungleichgewicht und zu einer Wettbewerbsverzerrung mit Nachteilen für die hessischen Waldbesitzer führen. „So kann ein Brett aus dem benachbarten Ausland (z.B. Schweden) im Baumarkt unter viel geringeren Standards gewachsen sein als das daneben stehende Brett aus Deutschland, obwohl beide FSC zertifiziert sind“ erläutert Bernhard Klug. „Deutschland hat die schärfsten Standards bei FSC, dabei haben wir zweifelsfrei die beste Forstgesetzgebung und die am besten ausgebildeten Forstleute.
Aus Sicht der SDW steht FSC einem Umbau des Waldes zu einem an den Klimawandel angepassten (resilienten) Wald im Wege. So erlaubt FSC nur einen recht geringen Anteil nicht heimischer Baumarten. Dabei spielt es keine Rolle, ob diese Baumarten, wie beispielsweise die Douglasie, die Roteiche oder gewisse Kiefern- und Tannenarten als stabilisierende Mischbaumarten in die Jungbestände mit eingebracht werden. „Unsere heimischen Baumarten, wie Buche und Eiche, leiden derzeit extrem unter dem Klimawandel,“ vertritt Christoph von Eisenhart Rothe, Landesgeschäftsführer der SDW in Hessen, die Ansicht. „Wie der vor wenigen Wochen veröffentlichte Waldzustandsbericht zeigt, sind 80% der heimischen Bäume krank. Wir müssen daher den Wald zu gut durchmischten Beständen umbauen, wobei hier auch gewisse fremdländische Baumarten eine größere Rolle spielen dürfen. Niemand kommt heutzutage auf die Idee noch Reinbestände nur aus ein oder zwei Baumarten zu begründen, wir brauchen hier eine breitere Risikostreuung für den Wald der Zukunft. FSC ist ein zu starres System und es gelang dem dahinter stehenden Zusammenschluss (FSC-Deutschland) nicht, die Standards den enormen Veränderungen durch den Klimawandel im Wald anzupassen“.
Nicht von der Hand zu weisen sind sicher auch die hohen zusätzlichen Kosten, die die Zertifizierung durch FSC mit sich bringt. „Der betriebliche und bürokratische Aufwand durch die Bereitstellung von Forstpersonal sollte lieber direkt in den Wiederaufbau und Umbau der hessischen Wälder zu klimagerechten Waldbeständen gesteckt werden“, ist Bernhard Klug der Ansicht.
Das hessische Umweltministerium hat angekündigt, während des dreijährigen Moratoriums eine Überprüfung der bisher fast zehnjährigen FSC-Zertifizierung des Staatswaldes vorzunehmen. Die SDW bietet als anerkannte Naturschutzvereinigung und Forstfachverband Ihre Expertise bei dieser ergebnisoffenen Überprüfung an.
Für Rückfragen wenden Sie sich bitte an:
Christoph von Eisenhart Rothe (Assessor des Höheren Forstdienstes)
Landesgeschäftsführer der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald - Landesverband Hessen e.V.
ch.v.eisenhart@sdwhessen.de
Telefon: 01 75-20 74 540