PM: Ausbau der A 5 vernichtet wertvolle Landschaft

Machbarkeitsstudie operiert mit falsche Zahlen des Flächenverbrauchs

Schutzgemeinschaft Deutscher Wald ruft mit zur Fahrraddemo am Sonntag, 29. September, auf der A5 auf

Eine vom Land Hessen / HessenMobil beauftragte Machbarkeitsstudie zum Ausbau der Bundesautobahn A5 zwischen Frankfurter Kreuz und Ausfahrt Friedberg auf 10 Spuren plus Standstreifen und Zu- und Abfahrten beschäftigt derzeit die Region. Auf den ersten Blick scheint das Ausbauvorhaben nur geringe Auswirkungen auf den Wald zu haben, doch bei genauem Hinsehen wird deutlich, dass doch fast 100 Hektar Wald gerodet oder zumindest stark beeinträchtigt werden. So werden gemäß der Studie im südlichen Abschnitt im Schwanheimer Wald angeblich nur 68.000 Quadratmeter Wald gerodet jedoch kommen noch 5500 Quadratmeter im FFH Gebiet „Schwanheimer Wald“ hinzu, der durch Europäisches Naturschutzrecht auf Grund seiner großen Bedeutung als Lebensraumtyp „Alte bodensaure Eichenwälder“ besonders geschützt ist. Eine gravierende Beeinträchtigung dieses äußerst seltenen und dadurch wertvollen Waldes muss erwartet werden. Insbesondere durch Randeffekte des aufgeschlagenen Waldes ist mit einem Vielfachen des angegebenen Waldverlustes zu rechnen. Zu den Randeffekten zählen neben dem Absterben der dann frei gestellten Randbäume, Sonnenbrand an der Rinde der Bäume, Aushagern der Böden und eine grundlegende Veränderung der Bodenvegetation auch durch den Eintrag zusätzlichen Stickstoffs und anderer Schadstoffe - verursacht durch den zusätzlichen Kfz-Verkehr.

Weiter nördlich beeinträchtigt ein Ausbau die Nidda-Aue, zahlreiche Trinkwasserschutzgebiete und auf Höhe von Bad Homburg das FFH-Gebiet des Erlenbaches. Kurz vor der Anschlussstelle Friedberg wird ein Waldverlust von ca. 40.000 Quadratmetern prognostiziert. Alles in allem scheinen somit rund 115.000 Quadratmeter, also 11,5 ha Wald für einen Ausbau verloren gehen. Doch wer diesen Zahlen vertraut hat die Rechnung ohne ein tricksendes Verkehrsministerium gemacht. In Wirklichkeit sind die Zahlen nämlich deutlich höher. Grund ist, dass die Machbarkeitsstudie lediglich einen Ausbau von 8 auf 10 Spuren berechnet und eine Umweltverträglichkeitsstudie zum Ausbau der A5 aus dem Jahre 2012 mit dem Ziel eines 8-spurigen (plus Standstreifen) Ausbaus als Grundlage nimmt. Bisher ist die A5 aber auf dem geplanten Streckenabschnitt lediglich 6 Spuren (plus Standstreifen) breit. Wird dieser Autobahnabschnitt allerdings nun von 6 auf 10 Spuren ausgebaut, so sind die Verluste an Wald, hochwertigen Böden, Biotopstrukturen und geschützten Lebensräumen (auch FFH-Gebieten) mindestens doppelt so groß. Zudem finden in der Machbarkeitsstudie Randeffekte keine Beachtung. Hier ist mit einem Vielfachen der Fläche zu rechnen die schließlich versiegelt wird. Auch Fahrwege für die Baufahrzeuge (mit der daraus resultierenden Bodenverdichtung) und Sicherheitsabstände wegen möglicherweise umstürzender Bäume sind in diesen Berechnungen nicht enthalten.

Für die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) sind daher die Angaben zum Verbrauch von Wald und anderer Naturräume aus der Machbarkeitsstudie keine sichere Grundlage der öffentlichen Diskussion: „Wir rechnen am Ende mit einem Waldverlust von mindestens 100 Hektar und eine Zerstörung von wertvollen landwirtschaftlichen Böden und anderer Freiflächen von rund 500 Hektar“, so Bernhard Klug, Landesvorsitzender der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald in Hessen. „Laut Machbarkeitsstudie ist bei einer Verbreiterung von 8 auf 10 Spuren mit einem „vorhabenbedingten Flächenverlust“ von 243,8 Hektar (anlagenbedingter Flächenverbrauch 107,1 ha, flächenbeanspruchende Kompensation 136,6 ha – (siehe Seite 188)) zu rechnen. Da in diesem Wert auch nicht berücksichtigt wurde, dass die Autobahn bisher nur 6 Spuren (plus Standstreifen) breit ist, muss mit einem doppelt so großen Flächenverlust gerechnet werden“, erklärt Klug. „Wir sind irritiert, dass von Seiten der Straßenbauverwaltung mit dermaßen falschen Zahlen agiert wird. Hier versucht man die Bevölkerung über das Ausmaß und die Folgen des Vorhabens zu desinformieren. Das ist der größte Eingriff seit Jahrzehnten – nicht mal der Ausbau des Frankfurter Flughafens hat so viel Naturraum zerstört. Ein Verbrauch von 500 Hektar Grund und Boden kann die Region nicht verkraften.“

Wald und unversiegelte Böden wie Wiesen und Äcker, aber auch Auen leisten im Rhein-Main-Gebiet einen wichtigen Beitrag zum lokalen Klimaschutz. So kühlt die Luft über diesen Flächen, insbesondere im Taunus und dem Taunusvorland, ab und sorgt in den immer heißer werdenden Sommern für eine Abkühlung in der Frankfurter Innenstadt, in umliegenden Stadtteilen und Ortschaften. Wie eine Perlenkette ziehen sich entlang der Autobahn zahlreiche Wasserschutzgebiete, die sauberes Trinkwasser für die Bevölkerung sichern. Die Versorgung aus den Trinkwasserbrunnen ist bereits auf Grund des Klimawandels in Gefahr weil weniger Niederschlag in die Böden eindringt. Werden nun weitere Flächen in den Wasserschutzgebieten versiegelt, ist über kurz oder lang mit einem Mengenrückgang sauberen Trinkwassers zu rechnen. Schon jetzt warnt HessenWasser, als einer der größten Wasserbeschaffer in der Region, dass es zu Engpässen in der Versorgung der Bevölkerung in Extremsommern kommen kann. Im Falle eines Ausbaus der A5 verringern sich die Grundwasserentstehungsgebiete und die Gefahr von Havarien nimmt auf Grund des zusätzlichen Verkehrs auf der A5 zu. In diesem Fall können dann betroffene Grundwasserleiter nicht mehr zur Versorgung der Bevölkerung genutzt werden. Werden auf der 29 Kilometer langen Strecke über 200 Hektar dieser land- und forstwirtschaftlichen Flächen „anlagenbedingt“ versiegelt und weitere Flächen z.B. für Lärmschutzwälle „umgenutzt“, so wird sich das nach Auffassung der SDW für die Abkühlung der Frankfurter Innenstadt und umliegender Orte spürbar auswirken. Zudem stellen bis zu 10 Meter hohe Lärmschutzbauwerke unüberwindbare Hindernisse für den Kaltluftzustrom dar. „Wenn wir jetzt weitermachen wie bisher, Natur- und Landschaft vernichten, statt auf nachhaltige Verkehrskonzepte zu setzen, werden wir die Auswirkungen nicht mehr beherrschen können. Überhitzte Innenstädte und fehlendes Trinkwasser stellen eine essentielle Gefährdung der Lebensqualität im Ballungsraum Frankfurt-Rhein-Main dar“, so Bernhard Klug.

Für Sonntag, 29. September 2024, hat ein breites Bündnis aus mehr als 60 verschiedener NGOs und Institutionen zu einer Fahrraddemo auf der A5 aufgerufen. Auch die SDW ist Mitglied des Bündnisses und wird sich mit zahlreichen Aktiven an der Veranstaltung beteiligen. Die Demonstration unter dem Motto „STOPP A5-AUSBAU – Klima schützen, Mobilitätswende jetzt!“ startet um 14 Uhr am Mainkai/Eiserner Steg und führt dann entlang des Mains bis zur A5. Hier wird sich der Demonstrationszug bis zum Westkreuz auf der A5 Richtung Norden bewegen und dann über die A649 bis schließlich zur Bockenheimer Warte fahren. Das Bündnis ruft alle verantwortungsbewussten Bürgerinnen und Bürger dazu auf, sich an der Fahrraddemonstration zu beteiligen und sich gegen das Mammutprojekt und seine massiven Auswirkungen auf Menschen, Natur und Lebensqualität zu stellen. Siehe: www.stoppa5ausbau.de

Für Rückfragen und Auskünfte wenden Sie sich bitte an:
Christoph von Eisenhart Rothe - Landesgeschäftsführer der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald
ch.v.eisenhart@sdwhessen.de
Mobil: 01 75 – 20 74 54

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