„Der Klimawandel hat Hessens Wälder voll im Griff. Auch nach 40 Jahren bedarf es größter Anstrengungen, um den Wald als wichtiges Ökosystem mit seinen zahlreichen wichtigen Aufgaben zu retten.“ Mit diesen drastischen Worten hat der hessische Landesvorsitzende der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) Bernhard Klug die Ergebnisse des am Mittwoch, 13. November, vorgestellten Waldzustandsberichtes 2024 kommentiert. Forstminister Ingmar Jung hatte den Bericht heute im Wald bei Wiesbaden der Öffentlichkeit präsentiert. 1984 wurde die erste Waldschadenserhebung vorgenommen. Damals machte der Begriff vom „Waldsterben“ die Runde. Doch die Wälder sterben noch heute. Luftschadstoffe wie Schwefel und Blei konnten mit Katalysatoren und Rauchgasentschwefelungsanlagen aus den Abgasen gefiltert werden. Vierzig Jahre später ist es der Klimawandel, der die Wälder sterben lässt.
Die grundlegenden Veränderungen der Umweltbedingungen wie der Erhöhung der Durchschnittstemperatur, die Zunahme von Starkregenereignissen und Dürreperioden sowie mildere Winter und heißere Sommer, aber auch die Erhöhung des Kohlendioxidanteils in der Luft sind für unsere Waldbäume gravierend und wirken sich auf den Gesundheitszustand unserer Wälder aus. Waldökosysteme, die sich seit der letzten Eiszeit vor rund 10.000 Jahren entwickeln konnten, müssen sich nun in wenigen Jahrzehnten umstellen, das geht zu Lasten ihrer Vitalität. Aus Sicht der SDW Hessen erfordert dieser Umstellungsprozess eine massive Unterstützung durch den Menschen. Ein grundlegendes Umdenken im Umgang mit unseren Wäldern ist nötig. Hierzu fordert die SDW nicht nur eine deutliche Steigerung der Maßnahmen zum Umbau unserer Forste hin zu artenreichen und klimastabilen Wäldern, sondern auch eine stärkere Fokussierung bei der Sicherung seiner Aufgaben. So kommt dem Wald zukünftig eine bedeutend stärkere Aufgabe beim Artenschutz, beim Regenrückhalt, bei der Versorgung mit dem heimischen, nachhaltigen Rohstoff Holz, aber auch beim lokalen wie auch globalen Klimaschutz zu. „Wir müssen den Wald auch unter einer Beteiligung nicht heimischer Mischbaumarten so stabil wieder aufbauen, dass er seine Klimaschutzfunktion wie vor der großen Dürre zwischen 2018 und 2022, erfüllen kann“, so Bernhard Klug. Die Anfang Oktober vorgestellte neueste Bundeswaldinventur, hatte für großes Aufsehen gesorgt, weil auf Grund der enormen Waldschäden (alleine in Hessen rund 10 Prozent Kahlfläche) die Speicherleistung des Waldes nicht weiter angewachsen war, wie die wissenschaftlichen Erhebungen ergaben.
„Wir sprechen keinesfalls von großflächigen Monokulturen sondern von Wiederaufforstungen mit fünf bis zehn verschiedenen Baumarten. Aber auch über die Herkünfte müssen wir sprechen. So kann eine Weißtanne, die das Klima in Süd-Italien gewohnt ist, möglicherweise das veränderte Klima im Taunus besser vertragen als die Weißtanne, die hier seit Jahrzehnten wächst“, erklärt der Landesvorsitzende. „Es müssen viel größere Versuchsanbauten mit unterschiedlichen Herkünften angelegt werden, um zu sehen welche Baumarten sich unter den veränderten Klimabedingungen bei uns wohl fühlen“.
Die SDW fordert daher Forstminister Ingmar Jung dazu auf, trotz aller Sparzwänge den Umbau der Forstflächen zu klimastabilen und baumartenreichen Wäldern nochmal stärker zu forcieren. „Es braucht aber nicht nur Pflanzen auf der Fläche, sondern auch gut ausgebildete Forstwirte und Forstleute. Viele Stellen bei Hessenforst sind unbesetzt. Es braucht eine deutliche Erhöhung der Attraktivität dieses Berufes, damit mehr junge Leute Försterin und Förster werden wollen.“
Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald unterstützt die Bemühungen der waldbesitzenden Kommunen, von Privatpersonen und auch den Staatswald intensiv mit Ihrer Wiederaufforstungskampagne „WIR WOLLEN WALD“. Der ehrenamtlich agierende Naturschutzverband hat in den letzten sechs Jahren bald 400.000 Bäume alleine nur in Hessen gepflanzt. Unterstützt wurde die SDW dabei von Privatpersonen und Unternehmen, die sich sowohl als Spender wie auch als Pflanzende einbrachten.
Für Rückfragen und Auskünfte wenden Sie sich bitte an:
Christoph von Eisenhart Rothe - Landesgeschäftsführer der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW)
ch.v.eisenhart(at)sdwhessen.de
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