Internationaler Tag des Waldes am Montag 21. März 2022

Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) fordert Fortführung der Anstrengung zum Wiederaufbau der Wälder
Naturschutzvereinigung sieht die Wälder extrem gefährdet und pflanzte in den letzten zwei Jahren rund 200.000 Bäume

Jährlich am 21. März begeht die Weltgemeinschaft den Internationalen Tag des Waldes. Der Tag wurde von den Vereinten Nationen 1971 eingerichtet, um auf die Gefährdung, aber auch auf die Bedeutung der Wälder hinzuweisen.

Derzeit ein nie dagewesenes Waldsterben
In Deutschland ist seit den drei aufeinander folgenden extremen Trocken- und Hitzejahren 2018 bis 2020 die Lage des Waldes katastrophal. Nach Auswertung von Satellitendaten durch das Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DFLR) sind 501.000 Hektar Wald aktuell kahl und somit baumlos.
Quelle: https://www.dlr.de/content/de/artikel/news/2022/01/20220221_sorge-um-den-deutschen-wald.html
„Einen so schlechten Waldzustand gab es wohl noch nie“, kommentiert Christoph von Eisenhart Rothe, Landesgeschäftsführer der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) in Hessen, diese jüngst veröffentlichten Ergebnisse der Forscher. „Es sind unglaubliche fünf Prozent der Waldfläche Deutschlands abgestorben – und das in nur drei Jahren! Aber das schlimmste ist, der übrige Wald ist auch nicht gesund. Zwar gibt es regionale Unterschiede, aber wenn wir uns vorstellen, dass derzeit in der Rhein-Main-Region rund 4% der Bäume PRO JAHR absterben, dann zeigt es wie dramatisch die Lage wirklich ist“, mahnt von Eisenhart Rothe. Nach Beobachtungen der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald hat sich der Wald trotz des eher feuchten Sommers 2021 und guter Niederschlagsmengen im ausgehenden Winter noch lange nicht von den Klimaextremen der drei Vorjahre erholt. Viele Bäume sind weiterhin in ihrer Vitalität sehr stark beeinträchtigt und werden noch Jahre brauchen, bis sie sich erholt haben. In Hessen sind nach Angaben des Umweltministeriums rund 70.000 Hektar entwaldet.
Parallel schreitet der Klimawandel voran. Lang anhaltende äußerst trockene Hochdruckgebiete mit fast keinen Niederschlägen, leichten Winden und intensiver Sonne, wie derzeit, sorgen immer wieder für ein rasches Austrocknen des Bodens. Das ist insbesondere für die auf den großen Kahlflächen frisch gesetzten jungen Bäume eine Gefahr. „Auch wenn die Menschen sich einen schönen sonnigen Sommer wünschen so wäre es für den Wald am besten, wenn es regelmäßig ergiebig regnet. Wasser ist der stärkste Mangelfaktor für den Wald,“ so der Forstwissenschaftler von Eisenhart Rothe.

Der Wald ist Klimawandelopfer Nummer eins
Die SDW beobachtet die sich gravierend ändernden Umweltbedingungen mit größter Sorge. Der Wald ist bei uns das ersten sichtbare Opfer der Klimakatastrophe. Der Wald erbringt sehr wichtige Leistungen unentgeltlich, angefangen vom Sauerstoff zum Atmen, dem sauberem Trinkwasser, dem Lebensraum für Tiere und Pflanzen, bis zu seiner Erholungsleistung und der Abkühlung der Luft in den Nächten an heißen Sommertagen im Umfeld der Ballungsräume. Zudem liefert er den nachhaltigsten Rohstoff Holz und das er den Kohlenstoff aus der Atmosphäre einlagert.

SDW pflanzt in Hessen 200.000 Bäume gegen den Klimawandel
Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald hat alleine in Hessen in den letzten zwei Jahren mit Unterstützung vieler Spender und Sponsoren an 47 Waldstandorten fast 200.000 Bäume gepflanzt. Hierzu hatte sie extra gemeinsam mit ihrem Jugendverband „Deutsche Waldjugend“ die Initiative WIR WOLLEN WALD ins Leben gerufen. „Wir legen größten Wert darauf, dass baumartenreiche Wälder gepflanzt werden, die durch die Baumartenzusammensetzung den Klimaveränderungen gewachsen sind“, führt von Eisenhart Rothe aus. Neben Eichen, Hainbuche und Edelkastanie wurden auch ökologisch bedeutende Bäume wie Linden, Wildobst und Elsbeere gepflanzt, um nur eine Auswahl an Baumarten zu nennen. Der Anteil an Nadelbaumarten wie Weißtanne, Douglasie, Kiefer und Lärche war auf allen Flächen äußerst gering und in Summe unter 20 Prozent. „Wir haben darauf geachtet, dass die neu begründeten Waldbestände zum Standort passen und zukünftig möglichst viele Waldfunktionen erfüllen können“, so der Landesgeschäftsführer der SDW. Auch für den Herbst 2022 plant der Waldschutzverband schon wieder die nächsten Pflanzungen. „Wir haben bereits jetzt Spenden für weitere 55.000 Bäume gesammelt“. Gepflanzt wird vorwiegend in Stadt- und Gemeindewäldern, aber auch auf privatem Grund oder im Staatswald. Kooperationspartner sind dabei kommunale Forstbetriebe, Hessen-Forst und Forstunternehmer.

Der Staat muss dem Wald weiter helfen
Auch wenn es beeindruckend ist, wie viele Betriebe und Bürger für den Wald spenden, bei öffentlichen Pflanzaktionen selber zu Spaten und Schaufel greifen und tatkräftig mithelfen, so fordert die SDW dennoch, dass die Bundesregierung und das Land Hessen weiterhin die Wiederaufforstung mit klimastabilen und artenreichen Mischwäldern stark fördern. Dass hierfür die Nachfrage groß ist, zeigt sich nicht nur anhand der vielen Kahlflächen. Die Flut an Förderanträgen kommunaler und privater Waldbesitzer konnten im vergangenen Jahr nicht ausgezahlt werden, weil die Finanzmittel ausgeschöpft waren. Viele Förderzusagen aus 2020 und 2021 werden daher nun erst im laufenden Jahr überwiesen. Die SDW fordert daher vom Land Hessen, ausreichende Mittel zur Verfügung zu stellen, eine schnelle und unbürokratische Bearbeitung zu gewährleisten und somit dem der Allgemeinheit dienenden und sehr stark gebeutelten Wald zu helfen. Öffentliche Investitionen in den Wald dienen der gesamten Gesellschaft und leisten einen äußerst wichtigen Beitrag zum Klimaschutz.

Waldstilllegungen helfen nicht im Klimawandel
Von pauschalen Waldstillegungen halten die Waldfreunde der SDW wenig. So vertritt die nach dem Bundesnaturschutzgesetz anerkannte Naturschutzvereinigung die Auffassung, dass mit Hilfe von Aufforstung der Wald am schnellsten seine Klimaschutzfunktionen wieder erfüllen kann. „Wir beobachten immer wieder auf Waldflächen, auf denen die Fichte von Dürre und Borkenkäfer zum Absterben gebracht wurde, dass hier die Fichtensämlinge zuerst wieder aufwachsen. Wenn wir das so laufen lassen, haben wir hier später wieder reine Fichtenbestände, und die Katastrophe beginnt von vorne. Wir müssen daher jeden Waldstandort genau beobachten und dafür sorgen, dass wir einen hohen Mischungsanteil erreichen. Manche Wälder verjüngen sich hervorragend von alleine, wenige Meter weiter kann die Welt eine ganz andere sein und wir müssen hier mit jungen Laubbäumen die Entwicklung zu artenreichen und klimastabilen Wäldern lenken“, so der Geschäftsführer der SDW Hessen.

Waldaufforstungen helfen gegen das Artensterben
Die SDW sieht in der Wiederbewaldung der vom Klimawandel geschädigten Wälder aber auch eine Chance. Bereits vor drei Jahrzehnten begannen verantwortungsvolle Forstleute Fichten-Reinbestände mit Buche und anderen Laubbäumen zu unterpflanzen und somit krisensicher zu machen. Leider schreitet der Klimawandel nun deutlich schneller voran als erwartet und hat dieses Konzept durchkreuzt. Vielfältige Mischbestände mit sechs oder gar mehr Bauarten werden nicht nur klimastabiler sein sondern auch vielen Tier- und Pflanzenarten, die ebenfalls von der Klimakatastrophe bedroht sind, einen Rückzugsraum eröffnen.

Weitere Informationen erhalten Sie von
Christoph von Eisenhart Rothe (Landesgeschäftsführer)

 

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